Einzelhandel im Enzkreis leidet unter Kaufkraftabfluss in umliegende Großstädte

Schweickert: „Ausbau touristischer Angebote hilft auch den Ortskernen“

583 Mio. Euro konnte der Einzelhandel im Enzkreis im Jahr 2020 umsetzen und insgesamt 2.298 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigen. Diese Zahlen ergab eine Kleine Anfrage (Drs. 17/4806) des FDP- Enzkreisabgeordneten und Sprechers für Mittelstand, Handwerk und Tourismus der FDP/DVP- Landtagsfraktion Prof. Dr. Erik Schweickert. Damit wuchsen die Umsätze seit 2010 um rund 98 Mio. Euro an. Auch die Zahl der Beschäftigten wuchs im gleichen Zeitraum um über 300 Personen. „Zumindest augenscheinlich entwickelte sich der Einzelhandel im Enzkreis bis zum Beginn der Corona-Pandemie gut, schaut man jedoch ins Detail, lassen sich auch abseits der bekannten negativen Pandemie- undInflationsfolgen einige bedenkliche Punkte ausmachen“, empfiehlt Schweickert einen Blick hinter die nackten Zahlen.

So weist das Wirtschaftsministerium mit Blick auf Erkenntnisse des Handelsverbands unter anderem darauf hin, dass die Verkaufsflächen abseits des Lebensmitteleinzelhandels in den letzten Jahren allgemein zurückgegangen seien. Und gerade Händler im Nicht-Lebensmittel-Bereich haben es im Enzkreis schwer, macht das Ministerium in seiner Antwort an Schweickert gleich mehrfach deutlich. So gebe es überhaupt nur in der großen Kreisstadt Mühlacker eine überörtlich relevante Einzelhandelsstruktur, mit Abstrichen noch in Niefern-Öschelbronn, Königsbach-Stein, Keltern, Straubenhardt und Birkenfeld. Geprägt sei der Handel wiederum vor allem vom Lebensmittelhandel und kleineren Fachgeschäften. „Die zentrale Lage desEnzkreises ist Fluch und Segen zugleich, denn nicht nur in Richtung Pforzheim fließt extrem viel Kaufkraft ab, sondern vermehrt auch in Richtung Stuttgart, Karlsruhe und gar weiter entfernten Oberzentren. Die Tatsache, dass der Einkauf vor Ort immer stärker Eventcharakter besitzt, macht es gerade dem Handel in kleineren Gemeinden immer schwerer, mit der Konkurrenz in den Großstädten mitzuhalten. Ein attraktiver Mix aus Shopping, Gastronomie und Kultur ist dort leichter aufzubauen, als in einer kleinen Gemeinde“, beschreibt Schweickert die Situation weiter.

Allerdings sieht der Liberale auch Chancen für den Handel im Enzkreis. „Als Tor zum Nordschwarzwald haben wir noch ein großes Entwicklungspotenzial in Sachen Tourismus. Mit einem konsequenten Ausbau entsprechender Angebote können auch Handel und Gastronomie in den Enzkreisgemeinden enorm profitieren. Der Enzkreis kann und muss an dieser Stelle noch deutlich mehr herausholen“, so der Tourismuspolitiker. Es dürfe nicht sein, dass das Wirtschaftsministerium dem Kreis zwar touristische Bekanntheit attestiere, gleichzeitig jedoch feststellen müsse, dass es nur begrenzt touristische Attraktionen und Angebote gebe, die auswärtige Besucher anlocke.

Daneben kommt es bei der Frage nach der Attraktivität gerade kleinerer Geschäfte auch auf das Sortiment und die bauliche Gestaltung an. „Die Gemeinden müssen deshalb konsequent Fördergelder aus der Städtebauförderung und anderen Programmen abrufen. Das ist eines der effektivsten Hilfsmittel für die örtlichen Geschäfte, denn dass die Händler selbst kreativ sind, wenn es um ihr Sortiment geht, darum mache ich mir keine Sorgen“, meint Schweickert schließlich.