Enzberger Bahnhof wird mit unterschiedlichen Bahnsteighöhen zum Sonderfall
Grüne Staatssekretärin räumt erstmals Fehlentscheidung bei Festlegung des Landes auf 55 cm Bahnsteighöhe ein
Enzkreis. Nachdem die geplanten Baumaßnahmen am Enzberger Bahnhof voraussichtlich im Jahr 2026 abgeschlossen sind, wird der Bahnhof wohl für geraume Zeit einen Sonderfall im Enzkreis darstellen. Denn wie die grüne Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer in der Fragestunde des Landtags gegenüber dem FDP-Enzkreisabgeordneten Prof. Dr. Erik Schweickert einräumte, wird er dann der einzige Bahnhalt im Kreisgebiet mit zwei vollkommen unterschiedlichen Bahnsteighöhen sein. „Es bleibt dabei, dass Gleis 1 eine Höhe von 76 cm bekommen soll, während das vor wenigen Jahren sanierte Gleis 2 absehbar bei 55 cm bleiben wird. Das grenzt an einen Schildbürgerstreich. Auf dem Hinweg kann man künftig in Enzberg problemlos barrierefrei einsteigen, auf dem Rückweg brauche ich aber plötzlich eine Rampe als Hilfsmittel“, kommentiert der liberale Abgeordnete kopfschüttelnd. Wie Zimmer erklärte, habe man den Bau eines Kombibahnsteigs, wie er in Niefern bereits besteht und in Remchingen geplant wird, zwar ebenfalls erwogen, diesen Gedanken jedoch wieder verworfen, da die zur Verfügung stehende Bahnsteiglänge nicht ausreichend sei. Provisorisch solle der erhöhte Bahnsteig am Enzberger Gleis 1 bereits Ende 2025 pünktlich zur Einführung der neuen Doppelstockzüge in Betrieb genommen werden, endgültig fertig sei er dann voraussichtlich Ende 2026. Ähnliche Fälle wie in Enzberg gebe es jedoch nicht.
Darüber hinaus erklärte Zimmer, dass langfristig alle Bahnsteige in der Region mit Ausnahme der Stadtbahnhalte der AVG auf 76 cm Bahnsteighöhe gebracht werden sollen. Bis dies jedoch in die Tat umgesetzt sein wird, werden wohl noch Jahrzehnte vergehen, denn konkrete Umbaumaßnahmen werden von der Restnutzungsdauer abhängig gemacht. „Das bedeutet, dass besonders an den erst vor wenigen Jahren sanierten Bahnsteigen in Mühlacker oder auch Pforzheim noch viele Jahre ein barrierefreier Ein- und Ausstieg nur mit Hilfsmitteln möglich sein wird. Das ist eine konkrete Folge der vom Land jahrelang verfolgten Strategie auf eine Bahnsteighöhe von 55 cm zu setzen, obwohl sich die Deutsche Bahn schon längst auf 76 cm festgelegt hatte. Erst als der Bund sich dem ebenfalls angeschlossen hat, ist dann auch das Land zwangsweise umgeschwenkt. Das war ein klarer Fehler zuungunsten der Fahrgäste, die nun vielerorts mit nicht passenden Bahnsteighöhen leben müssen“, sieht Schweickert die Verantwortung eindeutig beim grün-geführten Landesverkehrsministerium. Der Enzkreisabgeordnete hatte sich schon vor vielen Jahren als Kompromiss für den Bau von Kombibahnsteigen eingesetzt und damit in Niefern Erfolg gehabt. Auf dessen Nachfrage, ob sie im Nachhinein deren Bau bspw. 76 cm auch in Mühlacker befürwortet hätte, als der dortige Bahnhof saniert wurde, musste Zimmer schließlich einräumen, dass eine solche Lösung langfristig wohl besser gewesen wäre, wenn dort entsprechende Bahnsteiglängen möglich seien. Angesichts der Bedeutung Mühlackers als IC-Halt sei dies jedoch wohl kaum ein Problem, merkt Schweickert süffisant an.