Landesregierung hält sich zu Auswirkungen von Windkraft auf Welterbestatus des Klosters Maulbronn bedeckt

Für heftige Diskussionen hatten Windenergieplanungen innerhalb des Schutzbereichs des Klosters
Maulbronn zuletzt gesorgt. Insbesondere der Maulbronner Bürgermeister Aaron Treut fürchtete öffentlich,
um den Welterbestatus des Wahrzeichens seiner Stadt. Mit dem Ziel für Klarheit zu sorgen, hatte sich
schließlich auch der FDP-Landtagsabgeordnete für den Enzkreis und tourismuspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion
Prof. Dr. Erik Schweickert in die Diskussion eingebracht und Mitte April eine Kleine
Anfrage (Drucksache 17/6602) an die Landesregierung gerichtet. Deren Antwort stellt den Liberalen jedoch
keineswegs zufrieden. Wörtlich heißt es dort auf die Frage, ob der Bau von Windenergieanlagen durch die
Landesregierung unterbunden würde, sollte der Welterbestatus des Klosters hierdurch gefährdet sein: „Die
Landesregierung nimmt ihre Verantwortung im Hinblick auf den außergewöhnlichen universellen Wert der
UNESCO-Welterbestätten wahr. Gleichzeitig steht sie für den Ausbau von erneuerbaren Energien ein.“


Ein größeres Lavieren könne es kaum geben, meint dazu Schweickert. „Die Landesregierung drückt sich um
eine klare Antwort bei der wichtigsten Frage. Angesichts der Bedeutung des Klosters für den Tourismus
nicht nur in der Stadt Maulbronn, sondern im ganzen Land, halte ich dies für ein völlig falsches Signal. Es
zeigt wieder einmal, dass der Tourismus innerhalb der grün-schwarzen Regierung keine angemessene
Unterstützung und Wertschätzung erfährt und man sogar international bedeutsame Auszeichnungen zu
riskieren bereit wäre, um ideologische Windenergieprojekte durchzudrücken“, kommentiert der FDP-Tourismusexperte
die ausweichende Antwort mit deutlichen Worten.


Die einfache Versendung eines Informationsschreibens an die Regionalverbände zum Umgang mit
Welterbestätten, Denkmälern und touristischen Sehenswürdigkeiten bei den Windenergieplanungen, wie sie
das für die Regionalplanung zuständige Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen vorgenommen hat,
sieht der Enzkreisabgeordnete in jedem Fall nicht als ausreichend an. „Es braucht ein deutliches Signal, dass
die Welterbestätten im Land geschützt werden. Dies erwarte ich von der Landesregierung aber auch von den
zuständigen Regionalverbänden“, so Schweickert.


Der Liberale hebt dabei auch hervor, dass das Kloster in den vergangenen Jahrzehnten durch den
Welterbetitel deutlich an Bekanntheit gewonnen und seine Besucherzahlen bis zur Corona-Pandemie deutlich
ausbauen konnte. Bis heute konnte die Corona-Delle allerdings nicht vollständig ausgeglichen werden, denn
vom Spitzenstand im Jahr 2018 mit 265.000 Besucherinnen und Besuchern war man mit 194.000 im
vergangenen Jahr noch weit entfernt. „Ein Verlust des Welterbestatus würde vermutlich dafür sorgen, dass
die Zahlen auf absehbare Zeit nicht mehr weiter steigen. Selbst die Landesregierung geht davon aus, dass die
Bekanntheit des Klosters insbesondere im Ausland bei einem Verlust langfristig sinken würde“, befürchtet
Schweickert einen Abfall des touristischen Werts des Klosters. Man dürfe die vielen Bemühungen zur
Steigerung des Tourismus in und um Maulbronn, wie beispielsweise das gerade erst mit dem europäischen
Kulturerbe-Siegel prämierte Cisterscapes-Projekt deshalb nicht torpedieren.