Liberale bezweifeln touristisches Potenzial der Ornamenta: „Zentrale Rolle für den Landestourismus nicht erkennbar“

Pforzheim/Enzkreis. Eine zentrale Rolle für den Landestourismus werde die Ornamenta 2024 spielen, hatte Ornamenta-Geschäftsführer Christian Saalfrank Ende Mai verlauten lassen. Doch „davon ist in der Praxis überhaupt nichts zu sehen“, erklärt nun einer der Hauptkritiker des Kulturprojekts, der Pforzheimer Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der dortigen FDP-Gemeinderatsfraktion Dr. Hans-Ulrich Rülke. Er habe sich verwundert die Augen gerieben, als er die Aussage des Ornamenta-Geschäftsführers gelesen habe. Gemeinsam mit dem Enzkreisabgeordneten und tourismuspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Prof. Dr. Erik Schweickert hatte Rülke deshalb eine Kleine Anfrage (Drs. 17/5160; siehe Anlage) an die Landesregierung gestellt, um den Einbezug der Ornamenta in den Landestourismus zu prüfen. „Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es aber nicht eine einzige konkrete Vereinbarung oder gar Förderzusage seitens des Landes gegenüber der Ornamenta gGmbH. Bis auf einzelne Gespräche mit Ministerien und der Tourismus Marketing GmbH des Landes (TMBW) gibt es nichts Handfestes zu vermelden. Man hat es bis heute nicht einmal geschafft einen im Februar 2023 eingereichten Förderantrag vollständig beim zuständigen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorzulegen. Das eigentlich für den Tourismus zuständige Wirtschaftsministerium hat eine Förderung gar rundheraus abgelehnt. Wie man auf diese Art eine ‚zentrale Rolle für den Landestourismus‘ erreichen will, bleibt mir vollkommen schleierhaft“, gibt Rülke die Ergebnisse seiner Anfrage wieder. Er fühle sich eindeutig darin bestätigt, Aussagen der Ornamenta-Geschäftsführung nicht für bare Münze zu nehmen. Es gehe wohl nur darum, möglichst große Unterstützung seitens der Stadt Pforzheim zu erhalten und leichtgläubige Kritiker zu besänftigen. 

Kritisch sieht deshalb auch Schweickert die großspurigen Ankündigungen der Ornamenta-Organisatoren. „Es ist unzweifelhaft, dass der Nordschwarzwald und gerade die Region um Pforzheim seine touristischen Potenziale noch deutlich besser nutzen müsste. Dass die Ornamenta allerdings zum Besuchermagnet wird, steht klar zu bezweifeln. Selbst die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald rechnet nur mit einer ergänzenden Rolle im touristischen Gesamtkontext. Insbesondere langfristig wird das Event kaum neue Besuchergruppen für die Region erschließen“, meint Schweickert. Dazu seien die Zielgruppen der Ornamenta und der Tourismusregion zu verschieden. Überhaupt, so betont der Tourismuspolitiker und Kreisrat, spreche auch die Landesregierung nur von Effekten auf die Region rund um Pforzheim. Die mögliche Bewerbung der Ornamenta durch die TMBW führe allerdings nicht gleich zu einer zentralen Rolle für den Landestourismus. 

Am ehesten könne nach Angaben des Wirtschaftsministeriums noch Pforzheim selbst profitieren, indem neue Zielgruppen für die bisher nicht als touristisches Ziel bekannte Stadt angelockt würden. „Schon darüber hinaus sind die positiven Effekte äußerst begrenzt. Ich halte die Zurückhaltung der Landesregierung deshalb für nachvollziehbar. Anspruch und Wirklichkeit liegen bei den Organisatoren offensichtlich weit auseinander. Es ist deshalb richtig, dass Wege der Unterstützung genauestens geprüft werden. Die Ablehnung einer Förderung durch das Wirtschaftsministerium macht jedoch deutlich, wie skeptisch Teile der Landesregierung der aktuellen Ornamenta-Planung gegenüberstehen“, äußert auch Schweickert Bedenken. 

Als weiteren Grund für ihre kritische Haltung ziehen die beiden liberalen Landtagsabgeordneten zudem die Antwort auf ihre Frage zur ersten Ornamenta im Jahr 1989 heran. Diese ist nämlich bei der heutigen Landesregierung derart in Vergessenheit geraten, dass man nicht einmal mehr weiß, ob es damals Gespräche mit den Organisatoren gab, geschweige denn sagen kann, ob positive Effekte auf den Tourismus zu verzeichnen waren. „Der Erfolg der ersten Ornamente wird ja immer wieder als Grund für die Neuauflage genannt. Nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist sie damals aber offensichtlich nur bei Teilen der Pforzheimer Stadtgesellschaft und sonst nirgends“, so Rülke und Schweickert augenzwinkernd.