Schweickert absolviert 12-Stunden-Schicht im Rettungsdienst

Initiative von verdi bzgl. der Flexibilisierung der Arbeitszeiten

Erik Schweickert bei seiner Rettungsdienstschicht mit Notfallsanitäter Christian Schulze und Rettungssanitäterin Miriam Wurzer (v. rechts)

„Mir ist stets daran gelegen, die Effekte politischer Entscheidungen zu kennen und zu bedenken.“, erläutert der FDP-Landtagsabgeordnete für den Enzkreis, Prof. Dr. Erik Schweickert, seine 12-Stunden-Schicht beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Im Januar hatte verdi die Mitglieder des Landtags aufgefordert, einen 12-Stunden-Arbeitstag auszuprobieren. Hintergrund ist die aktuelle Initiative des Wirtschaftsministeriums, auch ohne tarifvertragliche Lösungen in Ausnahmefällen einmal 12 Stunden pro Tag arbeiten zu können. Schweickert, der sich seit Jahren für flexiblere Arbeitszeiten einsetzt, hatte den Vorstoß des Wirtschaftsministeriums nicht nur begrüßt, sondern war auch bereit sich – auch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des zuständigen Landtagsausschusses – dem Praxistest zu unterziehen.

Seit der letzten Novellierung des Arbeitszeitgesetzes vor 25 Jahren habe sich nicht nur aufgrund der Digitalisierung einiges verändert, was die Bedürfnisse von Arbeitgeber und Arbeitnehmern gleichermaßen betrifft. Darüber müsse offen diskutiert werden. „Es geht eben nicht darum, dass pauschal mehr gearbeitet werden soll, sondern um eine Öffnung der veralteten Arbeitszeitregelungen des Bundes, die passgenauere Lösungen ermöglicht“, erklärt der Liberale. So könne beispielsweise ein Elternteil 24 Stunden Arbeitszeit an drei Tagen zu jeweils 8 Stunden erbringen oder an zwei Tagen jeweils 12 Stunden arbeiten und den dritten Tag mit den Kindern verbringen. Wohlgemerkt bleibt auch bei einer generellen Novellierung des Arbeitsrechts die Rolle der Tarifparteien und deren Einigung auf tarifliche Öffnungsklauseln unberührt, auch wenn die Tarifbindung im Land weiter abnimmt. Das Beispiel des DRK zeige, wo bereits seit vielen Jahren auf Grundlage eines Tarifvertrags eine 12-Stunden-Schicht möglich ist.

„Es dürfte nicht überraschen, dass in der Politik die Zwölf-Stunden-Tage -oder sogar mehr – keine Ausnahme, sondern eher die tägliche Regel darstellen. Aber auch aus meinen früheren beruflichen Erfahrungen in der Weinwirtschaft sind für mich große Belastungen durch Arbeitsspitzen kein fremdes Phänomen“, führt der Enzkreisabgeordnete aus. Da er bei solch einer 12-Stunden-Schicht aber nicht im Wege rumstehen, sondern voll mit anpacken und unterstützen wollte, hatte er sich für den Arbeitseinsatz im Rettungsdienst als „3. Mann“ entschieden. Schweickert hatte in diesem Bereich nicht nur den Zivildienst abgeleistet, sondern war dort darüber hinaus über 10 Jahre ehrenamtlich als Rettungssanitäter tätig. Auf diese Art und Weise konnte die Initiative mit einem sinnvollen Einsatz verbunden werden.

Umso mehr freute sich Schweickert, dass er bei seiner 12-Stunden-Schicht mit dem Notfallsanitäter Christian Schulze einen Kollegen an der Seite hatte, mit dem er vor 20 Jahren schon gemeinsam Rettungswagen gefahren ist, damals allerdings als „2. Mann“. Und da Christian Schulze heute auch als verdi-Mitglied im Bereich des Rettungsdienstes aktiv ist, hatte beide zwischen den Einsätzen genug Gesprächsstoff. „Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, war mir der Austausch mit ihm in dieser Angelegenheit auf Grund seiner langjährigen Erfahrung mit 12-Stunden-Schichten sehr wichtig“ so Schweickert.

Die 12-Stunden-Schicht begann um 06:30 Uhr mit einer Einweisung in die technischen Neuerungen des Fahrzeugs durch die reguläre Besatzung des Rettungswagens von Notfallsanitäter Christian Schulze und Rettungssanitäterin Miriam Wurzer. Denn hier hatte sich seit dem letzten regulären Einsatz von Schweickert viel verändert. „Der Rettungsdienst in unserer Region ist zwischenzeitlich deutlich professioneller aufgestellt und kann eine Versorgung von Notfallpatienten auf hohem medizinischem Niveau ermöglichen“ so Schweickert. Auch zeigte sich der Landtagsabgeordnete von der vorbildlichen Gewinnung von Fachkräften durch den DRK Kreisverbandes Pforzheim/Enzkreis beeindruckt, was sich insbesondere auch an der großen Anzahl von Auszubildenden zeigt.

Auch wenn es für ein Faschingswochenende relativ ruhig war, musste die dreiköpfigen Besatzung des Rettungswagens im Laufe der 12-Stunden-Schicht dann doch ein paar Mal ausrücken. Dabei war die Besatzung von einer internistischen Versorgung über eine Verlegung bis zu einer chirurgischen Versorgung eines Opfers einer Schlägerei mit schweren Gesichtsverletzungen gefordert.

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